Sonntag, 20. September 2009

Tag 70 - Silbernes Konfirmationsjubiläum



21:10 Uhr
Bin freiwillig ins Bett gegangen. Die Nase hat inzwischen komplett zugemacht. Schlucken geht jetzt fast gar nicht mehr und kauen nur noch mit offenem Mund. Meine obere Gesichtshälfte fühlt sich an, als hätte jemand daraufherum getrampelt.

Aber nun zum heutigen Tag ...

Aufgestanden bin ich um 7:40 Uhr. Geduscht, Haare gemacht, gefrühstückt und pünktlich um 9:20 vor dem Gemeindehaus gestanden. Unser alter Pastor, der uns 1983 konfirmiert hatte, war tatsächlich auch gekommen. Was mich am meisten fasziniert hatte war, das er alle Vornamen noch zuordnen konnte. Im Gegensatz zu mir, hatte da echte Probleme. Eine habe ich an der Stimme erkannt, aber die anderen? Musste fragen. 22 Jahre nicht mehr zuhause macht sich halt dann eben doch bemerkbar.

Der neue (heutige) Pastor ist ein komischer Typ.
Bin so gar nicht mit dem warm geworden. Sehr merkwürdig ...

Nach der Begrüßung durch beide Pastoren wurden wir in 3 Gruppen aufgeteilt, in denen wir uns auch in der Kirche setzen sollten. Wir sind dann im Gänsemarsch zur Kirche, durch den Turm nach vorne und mussten uns dann rechts unter der Kanzel hinsetzen. Ganz brav in den eingeteilten Gruppen. Da von 95 ehemaligen Konfirmanden (aus 2 Jahrgängen) nur 14 anwesend waren und 5 inzwischen verstorben sind war es recht übersichtlich.

Programmübersicht (in Kurzform) - Teil 1
Begrüßung, Lied - Psalm 146 (EG 302, 1-4)
Eingangsliturgie EG 177.1, EG 178.2, EG 180.1, EG 179.1
Wechselgruß und Tagesgebet
Lied des Chores - Ich will dich anbeten
Lesung, Predigt

Die Predigt hat unser alter Pastor gehalten und es war wie früher. Man sass da und hoffte, er würde bald zum Ende kommen. Nur das er dieses Mal nicht oben stand und seine Schäfchen abzählte oder mitten in der Predigt aufhörte und für Ruhe sorgte indem er die Störenfriede namentlich zur Ordnung rief.

Jaja, das hat er wirklich gemacht. Dafür gibt es genug Zeugen in den 2 Jahrgängen ... was auch wie früher war, war das ich während der Predigt anfangen musste zu lachen. Aber es ging GsD nicht nur mir so, sondern den Mädels vom Chor auch. Vorne vor den Bänken saß ein älterer, recht beleibter Herr im Rollstuhl. Der schlief während der Predigt dann ein und fing fürchterlich an zu schnarchen. Musste mich SO zusammenreißen ... es war zum brüllen komisch, wie wir alle da saßen und die Mundwinkel zuckten und jeder Angst hatte laut loszulachen.

Programmübersicht (in Kurzform) - Teil 2
Lied EG 390
Glaubensbekenntnis EG 802
Segnung der Konfirmationsjubilare

Dazu mussten wir dann alle nach vorne gehen und uns im Halbkreis vor den Altar stellen.

Nur um es mal zu erwähnen, wir haben eine wunderschöne alte Kirche. Eine aus drei Schiffen mit zwei Säulenjochen bestehendes Kirchengebäude des Typs der westfälischen Hallenkirche. Anlässlich der Gründung eines Kanonikerstifts durch den Bischof Konrad I. von Rüdenberg von Osnabrück wurde die Kirche urkundlich erstmals 1235 erwähnt.

Der als Stiftskirche errichtete Bau mit seinem 68 Meter hohen spätromanischen Turm mit geschwungener Haube aus der Barockzeit, dem frühgotischen Schiff und spätgotischen Chor weist im Inneren noch den weiten Bogen des ehemaligen Lettners auf, einer für Stiftskirchen typischen Schranke, die den für das Priester- oder Mönchskollegium vorgesehenen Raum vom restlichen Kirchenraum abtrennte. Darüber ist ein Triumphkreuz aus dem frühen 14. Jahrhundert angebracht, das auf den erweiterten Enden des Kreuzbalkens Reliefbilder der vier Evangelistensymbole trägt.

Die gut erhaltenen Rankenmalereien sind spätgotisch und mit Wappen der Adelsgeschlechter versehen. Das umfangreiche eicherne Renaissancegestühl und das Sakramentshaus stammen aus der Zeit um 1500, Hochaltar, Kanzel und diverse Epitaphen aus dem 17. Jahrhundert.

Die Kirche ist als Pfarrkirche und „Offene Kirche“ in den Sommermonaten ganztägig zugänglich. Am Trinitatissonntag wird alljährlich die 1534 gedruckte plattdeutsche Bibel des Reformators Bonnus ausgestellt, die er seiner Heimatgemeinde übereignete.

Nun Schluss mit Kirchengeschichte ...
wir mussten alle nach vorne gehen, uns im Halbkreis vor den Altar stellen und wurden dann gebeten, uns nacheinander in den Gruppen vor dem Alter niederzuknien. Jedem wurde sein Konfirmationsspruch noch einmal vorgelesen und jeder wurde danach auch persönlich gesegnet mit Handauflegen.

Mein Konfirmationsspruch war Luk. 10,27
"Der Schriftgelehrte antwortete und sprach - Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und deinen Nächsten wie dich selbst" Mein Segen war dann auch zum Thema Liebe.

Danach durften wir zurück an unsere Plätze und der Chor sang erneut.

Programmübersicht (in Kurzform) - Teil 3
Refrain:
Sei behütet auf deinen Wegen.
Sei behütet auch mitten in der Nacht.
Durch Sonnentage, Stürme und durch Regen
hält der Schöpfer über dir die Wacht.

Mitten in die graue Alltagswelt,
die sang- und klanglos mich beengt,
höre ich ein Lied, das mir gefällt
und das mir Perspektiven schenkt.

Immer wenn wir auseinander geh'n,
spür' ich Trauer fühl' ich mich allein.
Und bis wir uns wieder wiederseh'n,
soll'n die Worte dein Begleiter sein.

Manchmal, wenn ein Tag zu Ende geht
und die Nacht durch alle Ritzen dringt,
spüre ich den Wind der uns umweht
und diese Zeilen mit sich bringt

Danach Bekanntmachungen und Verabredungen
Lied des Chores - Herr, hör mein Gebet
Fürbittegebet, Entlassung und Segen
Lied des Chores - Good News
Musik und Auszug der Konfirmationsjubilare

Alle Anwesenden wurden danach noch zu Kaffee, Tee und Kuchen gebeten - sogar IN der Kirche. Bis hierhin war es ein echt schöner Ablauf. Nur dann wurde es ziemlich unsinnig.

Anstatt, das es gleich weiterging war Pause bis 14:00 Uhr. Volle 1,5 Stunden. Was für nen Blödsinn ... die meisten wohnen ja nicht mehr am Ort und viele haben sich dann auch auf den Heimweg gemacht. Ich fand das so schade. Vor allem weil es ja vorher auch keine gemeinsamen Unternehmungen, o.ä. gegeben hatte.

Es wurde ja nichts organisiert und das Pfarrbüro redete sich raus mit den Worten "das müssen die Jubilare schon selber organisieren". Ja hallo?! Die meisten leben nicht mehr hier. Wie soll das denn bitte gehen? Die haben sich eh um fast nichts gekümmert. Meine Einladung habe ich auch nur bekommen, weil ich persönlich angerufen hatte. Und andere (die tatsächlich noch am Ort wohnen) haben mir erzählt das sehr viele andere auch gar nichts davon wussten. Eine von uns ist sogar Lehrerin an der hiesigen Grundschule ... selbst die hat keine Einladung bekommen. Absolute Fehlplanung kann ich dazu nur sagen !!! Man sieht sich Jahrzehnte nicht, hat aber keine Möglichkeit irgendwie mehr Zeit miteinander zu verbringen weil nichts geplant worden ist. Es war ja schon echt blödsinnig das genau während des Burgmannsfestes zu veranstalten ...

Naja, blöd gelaufen - ich jedenfalls bin dann Heim zu Mama zum Mittagessen.

Um 14:00 Uhr hatte man statt der (wegen des Burgmannsfestes) abgesagten historischen Stadtführung es ermöglicht, das wer wollte auf den Kirchturm steigen durfte. BTW - wir haben nächstes Jahr 775 Jahr-Feier.

Zurück zum Turm. Wir also diese Hühnerleitern rauf, die zum Teil fast senkrecht sind, wie eine normale Leiter. Nur das diese "Leiter" eben etwas breitere Sprossen hat. Das macht es aber nicht wirklich leichter. 212 Stufen ... schrecklich. Das Problem ist nur - wo man hinauf krabbelt muss man auch wieder runter !



Vor allem der Ausstieg aus der Turmluke war entsetzlich. Mir ist echt die Muffe gegangen, bei dem Gedanken da anschließend wieder durch zu müssen. Oh, Mann! Die Aussicht war super, aber wie gesagt - ich musste ja wieder nach unten. Und das über den gleichen Weg wie rauf. Vorbei an den Glocken, schmale, steile Hühnerleitern runter, die zum Teil nur einen Handlauf hatten und wo man sich dann krampfhaft an den Stiegen festhalten musste. Nie wieder so einen engen steilen Glockenturm - nie wieder! "Näher, mein Gott, zu dir" oder wie heißt es in Ge 28,10 EU ???

Dann war WIEDER Pause. Diesmal bis 15:30 Uhr bis das gemeinsame Kaffeetrinken stattfinden sollte. Leider haben sich dann aufgrund der erneuten Pause wieder etliche verabschiedet, was ja auch nachvollziehbar war. Ich fand es ja genauso blödsinnig.

Im Endeffekt waren dann noch 6 übrig, plus einen Ehemann und die 2 Pastoren. Fand ich blöd, aber was soll man machen - es sind alle erwachsen. Sie werden schon wissen was sie tun.

Das Café war jedenfalls nicht grade der Brüller. Ok, der Kuchen war wirklich gut, aber die Betreiberinnen der letzte Schrott. Gedächtnis wie ein Fisch und Geschwindigkeit wie eine Koralle. Wir haben es uns dann versucht gemütlich zu machen so gut es ging. Im Endeffekt sind wir dann um 18:00 Uhr rausgeflogen als die Damen Feierabend gemacht haben ... und dann ist jeder so seiner Wege gegangen.

Ich habe dann auch noch erfahren, das in der Nacht von Freitag auf Samstag einer der Jubilare auf dem Stadtfest Krankenhausreif geschlagen worden ist. Vom wem, ist nicht bekannt. Aber die Auswahl bei uns daheim ist nicht so groß - entweder eine von den Ausländergangs oder dem Neustädterpack. Die sind eh nur auf Geld und Randale aus alle miteinander. Jedenfalls liegt er noch im Krankenhaus mit schwersten Verletzungen. Ein zweiter hatte mehr Glück im Unglück - der ist am nächsten Tag wieder entlassen worden, nachdem er freiwillig alles rausgerückt hat was er dabei hatte. Den haben sie weitestgehend verschont.

22:10 Uhr
Hab grade mit meinem Katzensitter telefoniert. Den Fellnasen geht es gut. Die ältere wäre rotzfrech und hätte sich durchaus mit der jüngeren gezofft. Mann, ich bin soo froh das zu hören - sie ist wirklich auf dem Wege der Besserung.

Bei mir wirken jetzt so langsam die Schmerztabletten und auch das Nasenspray. Ich bekomme ein bisschen wieder Luft durch die Nase. Hoffentlich kann ich bald schlafen. Wird eh ne kurze Nacht. Aber immerhin ist heute richtig schön ruhig - keine Livebands, die sich gegenseitig übertönen wollen.



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