Freitag, 30. Juli 2010

Woche 30 - Das Grauen nimmt kein Ende

Freitag, 30.07.2010

Gestern Nachmittag um 15:00 Uhr endete das Leben meiner älteren Katze durch 2 Injektionen in der Tierklinik, in der sie seit Montag Abend lag. Ich habe mich nach 3 schweren (mehr als grauenvollen) Tagen mit einem entsetzlichen Befund dazu durchringen müssen. Es tut so entsetzlich weh, sie nach 14 Jahren gehen lassen zu müssen, auch wenn es zu ihrem Wohl war. Sie hat jetzt keine Schmerzen mehr und es geht ihr auf jeden Fall besser als in den letzten Tagen.



Aber der Reihe nach ... Die Chronologie des Grauens.

Montag Abend 19:20
Meine Katze und ich liegen gemütlich auf dem Sofa, wie eigentlich jeden Abend. Sie auf meinem Bauch. Es sieht aus, als wenn sie gähnen wolle, aber innerhalb weniger Sekunden ändert sich das schlagartig zu einem verzweifelten Ringen um Luft mit Hecheln, Zittern, etc. Ich hab sie dann auf das Sofa gesetzt während ich versucht habe meinen Tierarzt zu erreichen. Währenddessen hatte sie sich aber auf meinem Sofa (heul) schon komplett eingemacht. Ich habe mein Katzenkind dann so geschnappt wie es war und bin zu unserem Haustierarzt. Scheiß aufs Sofa, das kann man hinterher auch irgendwie noch wegbekommen.

Montag Abend, 19:30 Uhr
Haustierarzt kann nichts machen, hat uns an die Tierklinik verwiesen. Also dort hin ... Die junge Tierärztin, die uns in Empfang genommen hat, war wirklich lieb und hat auch versucht uns zu helfen, aber die Atmung hat sich GsD nach einer Weile wieder einigermaßen einreguliert. Trotzdem musste ich mein Katzenkind dort lassen. Soll morgens ab 8 anrufen ...

Sofa geputzt, geheult. Und irgendwann dann zum k**** gegangen, weil mein Magen rebelliert hat. Gestern war ein so toller Tag, heute ist es nur der Horror.

Dienstag früh, 8:00
Angerufen, in der "Visite" gestört. Konnten noch nichts sagen, soll um 11 noch mal anrufen. Hallo ?! Geht's noch ?! Wieso sagen sie 8, wenn sie dann eh Visite haben und somit keine Zeit ?!

In der Arbeit krank gemeldet, völlig am Ende mit den Nerven. Außer heulen geht heute eh nichts mehr.

Dienstag Mittag, 11:00 Uhr
Tierärztin ist im OP, noch immer keine Aussage.

Dienstag Mittag, 12:15 Uhr
Rückruf der Tierärztin. Meiner Katze wurde in der Nacht aus dem Brustbereich (nicht aus der Lunge !) Flüssigkeit abgesaugt, die vermutlich daran schuld ist das sie keine Luft bekommen hat. Wird eingeschickt zur Histologie.

Mittwoch früh, 5:50 Uhr
In der Arbeit. Es leben die Medikamente. Ich hab mich selber ruhig gestellt mit einer erhöhten Dosis meiner normalen Medikamente. Wenn meine Ärztin das mitbekommt erwürgt die mich vermutlich, aber mir ist das egal. Irgendwie muss ich diesen Tag überstehen.

Mittwoch Mittag, 11:45 Uhr
Anruf aus der Tierklinik. Meiner Katze geht es sehr schlecht. Sie mussten erneut Flüssigkeit aus dem Brustkorb absaugen. 200 ml, aus diesem kleinen Körper!!! Sie versuchen sie weiterhin zu stabilisieren und hoffen das der Befund bald da ist.

Heimgegangen nach hysterischem Heulkrampf.
Bin völlig am Ende.

Mittwoch Mittag, 12:40 Uhr
In der Tierklinik gewesen, Katze besucht. War mir echt nen Bedürfniss sie zu sehen und nochmal auf den Arm zu nehmen. Sie hat ein wenig mit mit geschmust und ganz leise geschnurrt. Aber dann wollte sie wieder zurück in die Box und ich bin dann gegangen. Fühlt sich wie nen Abschied an ...

Mittwoch Abend, 19:30 Uhr
Anruf aus der Tierklinik: Befund ist da. Es ist schlimmer als befürchtet. In der Kurfassung gesagt - Leber - und Nierenkrebs mit Metastasen in Lunge, Darm, Herz, etc. Eigentlich überall. Sie geben ihr heute Nacht wieder Kortison um die Atmung ein bisschen zu erleichtern.

Ich werde eine Entscheidung treffen müssen.

Donnerstag früh, 8:00 Uhr
Habe in der Arbeit angerufen und für heute Urlaub genommen. Wenn meine Katze schon diese Welt verlassen muss, dann nicht ohne mich und schon gar nicht in Eile.

Donnerstag früh, 8:50 Uhr
Rückruf des Tierkrematoriums in München. Ich werde sie einäschern lassen. Alles nötige besprochen was den Ablauf betrifft. Waren echt lieb und hilfsbereit.

Donnerstag früh, 9:10 Uhr
Telefonat mit der Tierklinik zwecks Terminabstimmung für ihren letzten Weg: "Ja, dann kemmans hoid zwischn 14:30-15:00 her. Dann mach ma de Euthanasie dann wenn's da san."

Euthanasie ?!

Das wertlose Stück Fleisch am Telefon spricht allen ernstes von Euthanasie ?! Wie gedanken- und herzlos kann ein einzelner Mensch sein ?!

Das mag ja der fachlich korrekte Ausdruck für diesen Vorgang sein, aber sowas sagt man einfach nicht. Die Aussage hätte auch einen Sinn gemacht wenn sie dieses Wort weggelassen hätte. Und es wäre taktvoller gewesen einem Menschen gegenüber, der grade die schwerste Entscheidung seines Lebens getroffen hat.

Donnerstag Nachmittag, 15:00 Uhr
Meine Katze lebt nicht mehr. Ich werde jetzt zusammen mit H. nach München zum Krematorium fahren um die Einäscherung in die Wege zu leiten. Fühl mich nur noch erbärmlich.

Donnerstag Abend, 18:00 Uhr
Wieder daheim. Habe den schlimmsten Moment in meinem Leben hinter mir als ich sie aus ihrem Transportkorb umbetten musste in den Karton und diesen dann schließen.

Das war eigentlich der Moment wo mir klar wurde, das ich sie nie wieder sehen werde, nie wieder in den Arm nehmen, nie wieder an ihrem Fell riechen kann. Das war der Moment, wo mir schlagartig die Knie nachgegeben haben und ich mich hemmungslos heulend auf dem Boden wiederfand.

Nun ja. Es ist jetzt so, ich werde damit leben müssen. Ich hoffe nur das sie, da wo sie jetzt ist, keine Schmerzen mehr hat und glücklich ist.

Ich werde dich vermissen mein Mauseschwänzchen. Danke für die wundervollen 14 Jahre, die wir gemeinsam hatten. Ich liebe dich.


Mein Dank gilt der Tierärztin in der Klink, die sich unendlich bemüht hat, mir/uns den letzten Weg so ruhig und schön zu machen wie es eben in einer Klinik möglich ist. Und der Tiertrauer GmbH in München, die ebenfalls unglaublich hilfsbereit und mitfühlend waren und alles versucht haben, um mir den Abschied erträglich zu machen.

Ausserdem geht mein Dank in erster Linie an HJ, der in der schwersten Stunde dabei war, außerdem an PF für seine (unerwarteten) Anrufe und sein ehrliches Mitgefühl,
L, SW, ST, MÖ und A für ihre Zeit und ihre lieben Worte ... und dafür das alle (wie sie da waren) einfach nur für mich da waren und mir beigestanden sind in den letzten Tagen.

Ich danke euch allen von ganzem Herzen.


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